Gern hab ich die Fraun geküßt
Last updated: 17.12.19
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Printed: 2002 Author: Michael Jürgs
Publisher: Ullstein TB-Vlg ISBN: 3548602096
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Die Richard- Tauber-Biographie.
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Aus der Amazon.de-Redaktion
Die Beschäftigung mit der Biografie eines großen Künstlers verspricht nicht nur Einblicke in dessen Persönlichkeit, sondern auch Aufschlüsse über das kulturelle Umfeld seiner Zeit und über andere bedeutende Menschen, die den Lebensweg des Protagonisten gekreuzt haben. Im Fall von Richard Tauber (1891-1948), österreichisch-jüdischer Tenor, entfaltet sich zunächst ein Bild der deutschsprachigen Welt zwischen den beiden Kriegen. Dem Leser begegnen Namen wie Jan Kiepura, Gitta Alpar oder Martha Eggert, die wir heute, wenn überhaupt, nur noch aus alten Filmen kennen. Man erfährt, welch gewaltige Erfolge der Komponist Franz Lehár samt Richard Tauber als Zugpferd mit seinen Operetten feiern konnte, wie überwältigt das Publikum damals von einer Musik war, die auch Zeitgenossen schon als Kitsch gegeißelt hatten.
Astronomische Gagen konnte Richard Tauber fordern, und seine große Popularität sowie seine zahllosen Schallplattenaufnahmen hätten ihm ein lebenslanges Auskommen sichern müssen, wenn er nicht immer alles ausgegeben und aufgrund seines naiven Geschäftsgebahrens für Schallplatten stets nur ein Aufnahmehonorar, niemals aber Tantiemen gefordert hätte. So musste es auf der Flucht vor den Nationalsozialisten zu finanziellen Problemen kommen und Tauber starb in London als vollkommen verarmter Mann.
Es ist sicher keine leichte Aufgabe, eine solche Biografie schreibend nachzuvollziehen; grundlegende musikalische Kenntnisse und ein großer erzählerischer Atem gehören dazu. Über beides verfügt der Autor Michael Jürgs leider nicht im Übermaß: Stilistisch schleppt sich das Buch wie ein endloser Monolog dahin, als wenn die am Beginn des Buches genannten Zeitzeugen, die Jürgs Rede und Antwort gestanden haben, ununterbrochen vor sich hin plaudern würden. Kurze Haupt- und Relativsätze, durchzogen von Ellipsen, sind ebenso schwer zu ertragen wie flache Sentenzen und Wortspiele: "Er begriff jedes Notenblatt auf den ersten Blick, aber außerhalb der Bühnenwelt blieb ihm die Weltbühne fremd. Er war nie ein Kämpfer, nur ein Kammersänger."
Musikalische Fachbegriffe werden ungenau oder falsch verwendet, Gesangsübungen flapsig als "Mi-mi-mi" bezeichnet und dem von den Nazis zu Tode gehetzten Tenor Joseph Schmidt, der 1942 in einem Schweizer Internierungslager an Entkräftung starb, wird ein Selbstmord angedichtet. Mit einem Register und einem schmalen Literaturverzeichnis macht der Autor einen zaghaften Schritt in Richtung Zitierfähigkeit, aber der eklatante Mangel von Belegen im laufenden Text stempelt das Buch zum Tatsachenroman. Schade, dass trotz der Überfülle des gesammelten Materials und dem hochinteressanten Thema hier die Chance zu einer ganz ernsthaften biografischen Arbeit nicht ergriffen worden ist.
Michael Wersin -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels. Wersin -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.